Tanz der Farben auf der Wasseroberfläche

18.10.2022 CJD Homburg/Saar gGmbH « zur Übersicht

Ebru-Kunst-Workshop in der Freiwilligen Ganztagsschule (FGTS) des Leibniz-Gymnasiums begeisterte und faszinierte die Teilnehmenden


Nagihan Bildik-Dolati aus Saarbrücken arbeitet im CJD als pädagogische Betreuungskraft in der Freiwilligen Ganztagsschule des Leibniz-Gymnasiums in St. Ingbert. Sie selbst stammt aus der Türkei und ihr Ehemann aus dem Iran. Schon lange ist Ebru-Malerei ihr Hobby. Häufig gestaltet sie selbst auch Geschenkpapier mit dieser Technik. Derzeit liegt diese Kunstform wieder stark im Trend. Einer der ältesten Ebru-Meister ist Sebek Mehmet Efendi. Er war Prediger in der damals als Moschee genutzten Hagia Sophia und er hat die Grundelemente für das so genannte Hatip-Ebru entwickelt. Das Wort „Ebru“ kommt eigentlich aus dem Persischen „ebri“ und heißt vom Sinn her „wolkig“ – durch die Umlaut-Harmonie in der türkischen Sprache wurde aus dem „i“ ein „u“ und so war der Begriff „Ebru“ geboren. Es ist die Kunst des Malens auf dem Wasser, die ursprünglich aus Asien kommt und dazu verwendet wurde, Bücher zu binden. Aber dann ist Ebru in einem Zeitraum von mehreren hundert Jahren über den Iran nach Anatolien gekommen und hat sich dort zu dem entwickelt, was es heute ist. Schon im 17. Jahrhundert war diese Kunstform im Westen als „marmoriertes“ oder „türkisches Papier“ bekannt.

Jeder Tropfen, der aus dem Pinsel in die Wanne mit „Kitre“ fällt, ist einzigartig


Gemeinsam mit Sabine de Haas, der Teamsprecherin der Freiwilligen Ganztagsschule, hatte Naghian Bildik-Dolati die Idee, für interessierte Schüler und Schülerinnen im Bastel- und Werkraum der Schule einen kreativen Workshop anzubieten, um den Kindern und Jugendlichen die Ebru-Kunst und Techniken näher zu bringen. Die Jugendlichen waren so begeistert davon, auf dem Wasser zu malen, dass dieser drei Tage später schon wiederholt wurde. Es sind wirklich tolle Kunstwerke entstanden, die die Kinder mit nach Hause nehmen durften. Die Schüler und Schülerinnen waren fasziniert von der Technik und vor allem davon, wie viele verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um ein ganz einzigartiges Bild entstehen zu lassen. Denn jeder Tropfen, der aus dem Pinsel in die Wanne mit „Kitre“ fällt, ist einzigartig. Kitre ist eine Lösung aus Karrageen und Wasser und sorgt für das Schwimmen der Farbe auf der Oberfläche. Zum Malen von Mustern und Blumen werden Dornen in verschiedenen Größen eingesetzt. Auch mit einem Kamm kann man Muster ziehen. Die Farben, die verwendet werden, sind aus Naturstoffen hergestellt, jedoch nicht wasserlöslich. Ochsengalle regelt die Ausbreitung der Farbe auf der Wasseroberfläche.

Ebru-Kunst in Therapie und Förderung


Auch in der Therapie und Förderung (zum Beispiel in Krankenhäusern, in Psychatrien, in der Ergotherapie) wird Ebru-Kunst eingesetzt. Fein- und Grobmotorik wird trainiert, Konzentration ist gefragt und die Künstler und Künstlerinnen müssen ihren eigenen Rhythmus finden sowie die Balance zwischen den Farben der Wanne und ihnen selbst herstellen. Auf die Sprache wirkt sich das Ganze positiv aus, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Durch das Beschreiben dessen, was sie sehen und erleben, stärkt man auch die Sprachkompetenz. Außerdem ist ein Erfolgserlebnis garantiert und die Teilnehmenden der 5. und 6. Klasse der FGTS des Leibniz-Gymnasiums waren wirklich mächtig stolz auf ihre Werke.

FAZIT: Auf jeden Fall wiederholen und zum Nachmachen an anderen Standorten sehr zu empfehlen!