Hochwasser-Drama im Kinderhaus

05.06.2024 CJD Homburg/Saar gGmbH « zur Übersicht

Solidarität und Ruhe können in Krisenzeiten helfen

Ein ganz normaler Tag im Kinderhaus Contwig wurde zu einem aufregenden und lehrreichen Erlebnis, das die kleinen Bewohner und ihre Betreuer so schnell nicht vergessen werden. Das Wetter war unbeständig, und die Wasserpegel der umliegenden Flüsse stiegen bedrohlich an. Als Stefanie Pentenrieder an diesem Morgen ins Kinderhaus kam, war der Garten bereits überflutet. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen, Clara Ackermann, Stefanie Firmbach und Corina Ferrang, begann sie, die Lage zu besprechen und erste Notfallpläne zu schmieden.

Die Bedrohung wird ernst

Schnell wurde klar, dass die Situation ernster war als zunächst angenommen. Stefanie Pentenrieder telefonierte mit Susanne Drexel am CJD-Hauptstandort Homburg, um den Notfallplan zu besprechen. Sie entschieden, dass im Falle einer Evakuierung Nicole Rogula und Stefanie Pentenrieder die Kinder nach Homburg ins CJD bringen würden, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.

Kampf gegen das Wasser

Am Nachmittag versuchten Nicole Rogula und Stefanie Pentenrieder, das Wasser mit einer Pumpe und Besen aus dem Keller zu entfernen. Doch das Wasser drang unaufhaltsam durch Risse im Boden und die Wände. Der gesamte Garten stand bald unter Wasser, Parkplätze, Fahrradwege und Straßen verwandelten sich in Flüsse. Die Feuerwehr sperrte schließlich die Bahnhofsstraße.
Regelmäßig kontrollierten die Betreuerinnen die Kellerräume und versuchten, das Wasser in Schach zu halten. Corina Ferrang packte derweil die wichtigsten Gegenstände, Medikamente und Unterlagen der Kinder zusammen, um für eine mögliche Evakuierung bereit zu sein.

Ruhe bewahren und erklären

Die Kinder zeigten sich besorgt und teilweise verängstigt. Nicole Rogula und Stefanie Pentenrieder nahmen sich die Zeit, mit ihnen zu sprechen, sie zu beruhigen und zu beschäftigen. Sie erklärten den Kindern auch, dass sie das Kinderhaus verlassen würden, bevor das Wasser gefährlich werden könnte. So konnten die Kinder die Situation besser verstehen und lernten gleichzeitig, wie es zu Hochwasserlagen kommt.

Entscheidung zur Evakuierung

Gegen Abend begannen die Pegelstände der Flüsse nur noch langsam zu steigen bzw. wieder leicht zu sinken. Doch eine zweite Flutwelle aus Dellfeld wurde erwartet. Die Wasserhöhe im Keller stieg weiterhin an, wenn auch langsam. Nicole Rogula, Susanne Drexel und Stefanie Pentenrieder beschlossen gemeinsam, im Kinderhaus zu bleiben und die Nacht über wach zu bleiben, um die Keller und Wasserstände regelmäßig zu kontrollieren.
Um 22 Uhr vernahmen Stefanie Pentenrieder und Nicole Rogula plötzlich ein lautes Rauschen. Eine Rohrkappe hatte sich gelöst, und Wasser schoss mit großer Geschwindigkeit in den Keller. Sofort informierte Stefanie Pentenrieder den Notdienst, während Nicole Rogula die Einsatzkräfte draußen alarmierte.

Die Evakuierung

Die Feuerwehr erklärte, dass ein Abpumpen des Wassers keinen Sinn mehr machen würde, da die Abwasserkanäle überlastet waren. Die Entscheidung zur Evakuierung fiel schnell. Die Erzieherinnen weckten die Kinder, packten das Nötigste zusammen und verließen innerhalb von zehn Minuten das Kinderhaus.
Ankunft in Homburg
In Homburg war schon alles bestens vorbereitet: Lisa Schäfer-Redel, Lena Gros und Lena Wahl hatten das Gemeinschaftszentrum mit Matratzen, Schlafsäcken, Kissen und Lebensmitteln ausgestattet. Gegen 1 Uhr kehrte endlich Ruhe ein, und die Kinder konnten nach dem aufregenden Tag schlafen.

In den Tagen darauf engagierten sich zahlreiche Mitarbeitende in Contwig und Homburg für die evakuierten Kinder. „Angefangen von den Hauswirtschaftskräften, die die Verschmutzungen und Müll beseitigen mussten bis zu den Menschen, die uns in Homburg liebevoll unterstützt haben, die diensthabenden Kollegen die sich tolle Aktionen mit den Kindern überlegt haben und selbst in der Aula bei den Kindern übernachtet haben, wie auch die Kinder selbst, die alles so toll mitgemacht haben“, schwärmte eine der Gruppenleiterinnen im Kinderhaus Contwig, Frau Jane Lewalter-Paul.

Die Nachbesprechung

Wie ging es nach der aufregenden Nacht weiter? Am Tag danach trafen sich die Betreuerinnen zu einer Lagebesprechung. Sie informierten die zuständigen Jugendämter, Vormünder und Erziehungsberechtigten über die Evakuierung. Dank der großen Bereitschaft, Hilfe und Ruhe aller Beteiligten, insbesondere der Kinder, konnte das Kinderhaus diese Ausnahmesituation gut meistern.
Einige Tage später kehrten alle wohlbehalten ins Kinderhaus Contwig zurück. Die Kinder haben dabei nicht nur gelernt, mit einer Notsituation umzugehen, sondern auch erfahren, wie Solidarität und Ruhe in Krisenzeiten helfen können.

Weitere Rettungseinsätze durch das CJD

Die Freiwillige Ganztagsschule in Limbach, die vom CJD Homburg geleitet wird, stand ebenfalls unter Wasser. Nach einem Hilferuf setzte sich das Ausbildungsteam Holz mit den Ausbildern Jan Huber und Horst Welsch in Richtung Limbach in Bewegung. Gebraucht wurden jeder Mann und jede Frau. Einmal mehr hat das Hochwasser-Drama gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt ist und wie richtig das Motto des CJD „Das Zusammen wirkt“ in herausfordernden Situationen ist.